In den letzten Jahren haben Just M und das Stadtjugendamt viel Zeit und Geld in die traumapädagogische Organisationsentwicklung gesteckt und viele Schulungen und Weiterbildungen zum Thema Traumapädagogik angeboten. Die Entwicklung zeigt sich nun immer wieder im Alltag und es sind Schritt für Schritt die Veränderungen erkennbar. Wie zum Beispiel das Projekt in der Erstaufnahmegruppe im Young Refugee Center zeigt.
Warum „Wände streichen“ traumapädagogisch ist?
Im Young Refugee Center kommen die Kinder und Jugendlichen aus einer lebensbedrohlichen Krise zu uns. Sie haben im Heimatland oder auf der Flucht gelernt, nicht allen Menschen zu vertrauen und viele sind stark traumatisiert. Wir können den Jugendlichen im Young Refugee Center den ersten sicheren Ort seit Monaten oder Jahren bieten.
Menschen mit traumatischen Erfahrungen brauchen eine möglichst halt-gebende und geborgene und damit auch sichere Umgebung. Die räumliche Gestaltung einer Einrichtung hat einen großen Einfluss auf das Sicherheitsempfinden. Die gesamte Ausstattung sollte die Motivation des pädagogischen Handelns widerspiegeln und den Bewohner*innen ein Gefühl von Wohlbefinden und Geborgenheit vermitteln.
Zu einer traumapädagogischen Arbeitsweise gehört auch, dass die Räumlichkeiten schön gestaltet sind und das Inventar intakt ist. Dies trägt dazu bei, dass die Einrichtung von den Bewohner*innen als sicherer Ort wahrgenommen werden kann.
Traumatisierte Kinder und Jugendliche stehen häufig unter lang anhaltender Anspannung. In einer Umgebung in der sie sich weiterhin nicht sicher fühlen, kann sich diese Anspannung nicht lösen. In der Folge bedeutet das nicht nur permanenten Stress für die Kinder und Jugendlichen. Sondern auch, dass schneller Krisen entstehen, aufgrund von Überreaktionen oder Dissoziationen. Finden die Kinder und Jugendlichen stattdessen Räumlichkeiten vor, in denen sie sich sicher fühlen und die Anspannung abfallen kann, trägt das zum Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen bei und es sind weniger krisenhafte Situationen zu beobachten.
Claudia und Jasmin sind daher in der Erstaufnahmegruppe im Young Refugee Center nun aktiv geworden. Innerhalb von einer Woche lag die Genehmigung zum Streichen vor und unverzüglich wurde von den Beiden passende Farbe eingekauft. In den darauffolgenden zwei Wochenend-Diensten wurde dann die Farbrolle geschwungen. Am ersten Wochenende wurde zunächst der ganze Flur abgeklebt und geweißelt. Am nächsten Wochenende dann das Muster mit Klebeband aufgeklebt und farbig gestrichen. Und natürlich das Aufräumen und Putzen nicht zu vergessen.
Aus einem öden, weißen, langen Gang mit Flecken an der Wand wurde ein lebendiger, farbenfroher und dynamischer Gruppenflur.
Von den Jugendlichen kamen augenblicklich viele positive Rückmeldungen zur neuen Raumgestaltung.